Meine Krebschronologie (7:00)

Diagnose, Operation, Entlassung, Reha – wann war eigentlich nochmal was genau? In den vergangenen drei Jahren seit meiner Krebsdiagnose ist so viel passiert, dass ich alle Daten und Abläufe im Kopf nicht mehr richtig zusammenbekomme. Letztens erst musste ich überlegen, an welchem Datum genau ich meine Diagnose erhalten hatte. Erst nach etwas Recherche unter Zuhilfenahme von Arztbriefen, Kalendern und Freunden konnte ich das Datum exakt rekonstruieren. Ich habe nun folgende Chronologie erstellt, als Gedächtnisstütze für mich und öffentlich nachlesbar für alle anderen. Wenn ich all diese Stationen so auf einem Haufen sehe, kann ich es kaum fassen, was in den vergangenen drei Jahren alles passiert ist.

Meine Krebsdiagnose

Der 12. August 2016 sollte der D-Day meiner Lebensgeschichte werden. Oder besser gesagt der C-Day (Cancer Day), denn an diesem Tag sollte ich meine Krebsdiagnose bekommen. Vorausgegangen war eine Biopsie am 1. August 2016. In den Tagen bis zur Verkündung der Ergebnisse dieser Probenentnahme versuchte ich, gelassen und optimistisch zu bleiben. Am C-Day selbst machte ich mich ebenso gelassen und optimistisch und in Begleitung meiner Frau auf den Weg in die Uniklinik. Nach der Verkündung der Diagnose Peniskrebs liefen wir kopflos durch das Krankenhaus. Weitere Gespräche folgten noch am selben Tag, darunter eine Terminabsprache zur Kryokonservierung meiner Samenzellen. Es war Freitag. Eile war geboten. Alles war wie ferngesteuert. (Kompletter Beitrag: Netter Versuch, Krebs!)

Erste Operation: die Krebsoperation

Meine erste Operation fand am 30. August 2016 in der Uniklinik Rostock statt. In den Tagen zwischen der Diagnose und dieser OP hatte ich mich unermüdlich um Klarheit bemüht. Wie schlimm war es wirklich? Drohte mir eine komplette Amputation des Penis? Was gibt es für Alternativen? Wo sitzen die Experten? Ich sprach mit weiteren Urologen und machte weitere Termine in anderen Unikliniken. Die Wahl fiel auf Rostock. Hier fühlte ich mich richtig.

Eingewiesen in die Uniklinik wurde ich bereits zwei Tage vor dem eigentlichen OP-Termin, und zwar am 28. August, einem Sonntag. Früh am nächsten Morgen sollte eine CT-Untersuchung durchgeführt werden. Diese ging auch wie geplant über die Bühne. Der Dienstag der ersten OP zog sich allerdings ungeahnt in die Länge. Erst am Nachmittag wurde ich für den OP-Saal vorbereitet. Doch das Warten sollte sich lohnen. Der Krebstumor wurde erfolgreich entfernt und die dadurch verlorene Penisspitze mit einem Stück Haut aus dem linken Oberschenkel (Spalthautplastik) rekonstruiert. Recht ansprechend sogar, möchte ich meinen. Die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgte am 9. September 2016, exakt vier Wochen nach meinem C-Day. (Kompletter Beitrag: Netter Versuch, Krebs! Teil 2)

Zweite Operation: Entfernung der Lymphknoten

Die zweite Operation im Zuge meiner Krebserkrankung wurde am 22. September 2016 durchgeführt. Dass dieser zweite Eingriff notwendig war, hatte bereits vor der ersten Operation festgestanden. Da es nicht auszuschließen war, dass sich befallene Krebszellen auch im Lymphsystem ausgebreitet hatten, wurde mir die Entfernung der Lymphknoten in der Leistengegend empfohlen. Auch hier begab ich mich bereits zwei Tage vorher in die Uniklinik Rostock, allerdings war die OP ursprünglich einen Tag früher geplant. Am 21. September musste ich wieder lange ausharren, bis ich Klarheit bekam. Erst am späten Nachmittag stand fest, dass ich heute nicht mehr in den OP-Saal geschoben werden würde. Den Rest des Tages verbrachte ich mit essen und fernsehen. Am nächsten Tag musste ich erneut lange warten, doch diesmal war es noch vor der Kaffeezeit soweit. Wieder sollte ich für meine Geduld belohnt werden, denn in den entnommenen und anschließend untersuchten Lymphknoten war nichts auffälliges gefunden worden.

Zufrieden ließ ich die nun folgenden Krankenhaustage über mich ergehen. Kanister, Schläuche und Pumpen baumelten an mir herunter. Alles wegen des komplizierten Lymphsystems. Am 1. Oktober 2016 wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. (Kompletter Beitrag: Netter Versuch, Krebs! Teil 3)

Nachsorge: erstes MRT

Am 7. Februar 2017 unterzog ich mich der ersten MRT-Untersuchung. Diese war allein schon deswegen entspannt, weil sich die Radiologiepraxis in meiner Heimatstadt befand. Das Ergebnis lautete „komplette Remission“ und stellte mich mehr als zufrieden.

Nachsorge: Reha im Harz

Vom 16. Februar bis 9. März 2017 befand ich mich zur Rehabilitation in einem Rehazentrum im Harz. Erholung und die Wiedererlangung körperlicher Bewegungsfreiheit standen hierbei im Vordergrund. Das Programm bestand aus Sporteinheiten wie Schwimmen und Fitness, Entspannung bei z.B. Tai Chi, Vorträgen über gesunde Ernährung uvm. Ich selbst ging zusätzlich draußen laufen und arbeitete mich bis zu den fünf Kilometern vor. Der psychologische Aspekt bei der Bewältigung einer Krebserkrankung kam zwar leider zu kurz, doch in der Gesamtbetrachtung war es eine gute Reha. (Kompletter Beitrag: Die Muße)

Dritte Operation: Korrektur der Vorhaut

Am 4. Mai 2018 unterzog ich mich einer dritten Operation, die diesmal allerdings ambulant durchgeführt werden sollte. Wenige Wochen vorher hatte ich meinem Urologen bei einem Nachsorgetermin berichtet, dass sich rund um die ehemalige Tumorregion ab und zu kleine Blasen bilden würden. Nach einem weiteren Termin bei den altbekannten Experten in Rostock war klar, dass eine chirurgische Korrektur der ehemaligen Krisenzone die beste Lösung dieses Problems sein würde. Gemeinsam mit meiner Frau reiste ich wieder einen Tag vorher an. Die Nacht verbrachten wir diesmal im Hotel. Am nächsten Morgen begaben wir uns früh in die Urologische Tagesklinik der Rostocker Uniklinik, wo unsere Geduld erneut auf eine harte Probe gestellt wurde. Erst gegen Mittag kam ich in den OP. Doch auch hier zählt das Ergebnis: Ein Teil der Vorhaut wurde entfernt und die Beschwerden verschwanden. Zudem war auffälliges Gewebe entnommen und untersucht worden. Die Nachbesprechung erfolgte am 16. Mai 2018 und beinhaltete die Botschaft „keine neuen Tumore gefunden“. (Kompletter Beitrag: Neues von untenrum)

Nachsorge: drittes MRT

Das dritte MRT im Zuge der Nachsorge wurde am 7. März 2019 durchgeführt. Ergebnis: Alles gut! Der Krebs befindet sich weiterhin in Remission.

Nachsorge: viertes MRT

Mein viertes MRT fand am 16. April 2020 statt. Noch am selben Tag bekam ich Rückmeldung von meinem Urologen: Weiterhin keine Auffälligkeiten.

Klarheit über HPV

Über HPV als Ursache für meinen Peniskrebs hatte ich mir zuletzt wieder häufiger Gedanken gemacht. Immer öfter erreichten mich Anfragen zu diesem Thema und ich hatte mich stets für eine Impfung gegen HPV ausgesprochen. Doch ich wollte Klarheit. Also schrieb ich dem Professor an der Uniklinik Rostock. Am 13. April 2021 bestätigte er mir, dass meine Erkrankung sehr wahrscheinlich durch HPV hervorgerufen wurde. (Kompletter Beitrag: HPV – Die Ursache für meinen Peniskrebs?)

Nachsorge: fünftes MRT

Das fünfte und planmäßig letzte MRT meiner Krebsnachsorge wurde am 28. Mai 2021 durchgeführt. Wenige Tage später teilte mir meine Urologin mit, dass auch dieses Mal nichts auffälliges gefunden worden sei.

Fünf Jahre krebsfrei

Nach meinen beiden Krebsoperationen war ich am 1. Oktober 2016 endgültig aus dem Krankenhaus entlassen worden. Seitdem war der Krebs nicht wieder zurückgekehrt. Somit konnte ich am 1. Oktober 2021 mein Krebsjubiläum Fünf Jahre krebsfrei feiern.

Letzte Nachsorge

Am 9. November 2021 fand mein letzter offizieller Nachsorgetermin statt. Der Urologe ließ wie üblich seinen prüfenden Blick schweifen und schwang das Ultraschallgerät. Mit der routinemäßigen Prostatauntersuchung läutete er ein neues Kapitel in meinem Patientenleben ein: Die Nachsorge ist beendet und geht nahtlos in die jährliche Vorsorge über.

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