Marathon in Hamburg, Goldene Blogger in Düsseldorf und eine Online-Veranstaltung zu „HPV hat viele Gesichter“. Es war einiges los in den vergangenen Tagen. Hier ein kurzer Abriss meines Wellness-Ausflugs in den Norden, den Westen und wieder zurück. Liebes Tagebuch…
Samstag: Reise, Reise
Ich starte Samstagmittag bei mildem Frühlingswetter und gehe zu Fuß zum Bahnhof. Es ist nicht weit. Ich bin allein unterwegs, weil der Rest der Familie sich bei gesellschaftlichen Anlässen wie Konfirmation und Geburtstag zeigen muss. Das ist ok. Beim kurzen Morgenbriefing haben wir uns darauf geeinigt, dass ich den Part mit dem Marathon übernehme.
Ich steige in den Metronom, der entgegen aller Erwartungen mit halbstündiger Verspätung in Hamburg eintrifft. Doch ich habe großzügig geplant. Ich beziehe mein Hotelzimmer an der Alster. Die Frage, ob ich nach dem Marathon morgen noch im Zimmer bleiben und duschen kann, bleibt zunächst offen. Das Rezeptionspersonal hat keine Ahnung, dass die Hotelleitung das Haus im Internet als marathon- und sportlerfreundlich präsentiert.
Erste Blase bereits vor dem Start gelaufen
Ich hole mir einen Kaffee und einen Snack in meiner Stammbäckerei an der Langen Reihe und mache mich anschließend auf den Weg in die Hamburger Messehallen, um meine Startunterlagen abzuholen. Die Location ist angenehm großzügig gestaltet und die Wartezeit beträgt nur fünf Minuten. Jetzt bin ich in Marathonstimmung!
Für meine private Pastaparty habe ich mir ein Restaurant in der Nähe des Hamburger Rathauses ausgesucht. Der Laden ist voller Marathonmenschen, alle haben den markanten roten Starterbeutel dabei. Die Pasta ist gut und reichhaltig. Eine gute Entscheidung.
Zurück im Hotel wird meine Anfrage nach einem Late-Check-out für morgen leider abgelehnt. Aber eine Dusche nach dem Marathon darf ich in Anspruch nehmen. Immerhin. Nach der dreistündigen Organisationswanderung durch Hamburg habe ich eine Blase am kleinen Zeh. Na toll. Dabei habe ich extra meine Glückschuhe angezogen, die ich bereits im Vorfeld meines ersten Marathons in Flensburg getragen habe. Scheiß Aberglaube. Ich gehe früh schlafen an diesem Abend.
Sonntag: Hamburg Marathon

Es folgt das anstrengendste Event der Reise. Der Sonntag beginnt um 6.15 Uhr. Ich muss mich ja nicht nur für den Marathon fertigmachen, sondern auch schon wieder auschecken. Ich empfinde das nicht gerade als sportlerfreundlich. Aber das Frühstück im Hotel ist ok und nach meiner ersten Vorbereitungsroutine sowie einer letzten Besprechung mit der Hotelrezeption mache ich mich um 8.15 Uhr auf den Weg zum Marathonstart. Bei einem Telefonat mit der Familie sammele ich weitere Motivation ein.
Die Fahrt zum Startbereich dauert nur wenige Minuten. Ich folge dem Plan zur Kleiderbeutelabgabe in der Messehalle. Hier ist die Hölle los, aber alles ist richtig gut organisiert. Ich suche mir eine Ecke, ziehe mich final um und gebe meinen Kleiderbeutel ab. Auf dem Weg zum Start laufe ich mich warm. Ich möchte mich in Startblock G einreihen, werde von einer Ordnungskraft aber in Startblock L verwiesen. Erst jetzt entdecke ich die Bezeichnung auf der Startnummer.
Die Stimmung steigt. Ich bin voller Vorfreude. Die beiden Moderatoren geben alles. Zum Warm-up rollen ein paar La Olas durch die Startaufstellung.
Dann der Startschuss um 9.30 Uhr. Die Menge setzt sich ganz langsam in Bewegung. Für mich dauert es fast zehn Minuten, bis ich die Startlinie überquere. Jetzt geht es los. Ich starte betont langsam, um nicht gleich zu viele Körner zu verlieren, mache ein paar Handyvideos und Fotos. Die Stimmung ist super. Das Gedränge auf der Strecke ist groß. Viel schneller könnte ich eh nicht laufen.
Ab Kilometer fünf versuche ich mich zu konzentrieren, meinen Rhythmus zu finden. Meine Pace ist gut und bleibt konstant. So hatte ich mir das vorgenommen. Ich laufe über die Reeperbahn, vorbei an Landungsbrücken und Elbphilharmonie, über den Jungfernstieg, dann an der Alster entlang bis nach Winterhude. Vom Publikum bin ich absolut begeistert. Überall Party, Musik, Sambagruppen und Spielmannszüge. Ich finde das mega und kriege das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
Der Mann mit dem Hammer
Bis Kilometer 30 fühlt sich alles gut an. Bis Kilometer 34 stimmen die Zeiten auch noch halbwegs. Doch dann kommt der Mann mit dem Hammer. Zwischendurch finde ich zwar immer wieder zurück in meinen Rhythmus, doch ich möchte aufs Trinken nicht verzichten und steuere weiter jeden Verpflegungsstand an. Danach wird es immer schwieriger, zurück in die Konzentration zu finden. Dann kommt die Sonne raus und es wird immer wärmer. Es fühlt sich an wie 30 Grad. Dazu kommen die nervigen Promotionmenschen, die während des Laufens für eine gemeinnützige Organisation Spenden sammeln. An sich eine tolle Idee, doch die Läufer haben alle Megafone dabei und werden zu allem Überfluss von Fahrrädern begleitet. Und diese Halligallitruppe randaliert sich kreuz und quer durch das Läuferfeld und bringt mich um den letzten Nerv, während ich bei Kilometer 37 tausend Tode sterbe. Ich beschwere mich lautstark und stoße sogar auf Verständnis. Doch das hat viel Kraft und Konzentration gekostet.
Die letzten zwei Kilometer sind die Hölle. Nach dem Dammtorbahnhof geht es rechts um die Kurve und ich habe das Gefühl, den Gipfel des Matterhorns erklimmen zu müssen. Ich keuche und fluche und gehe ein paar hundert Meter zu Fuß. Damit bin ich nicht allein. Wir lächeln uns gequält an. Die letzten zweihundert Meter. Ich laufe wieder. Aber ich möchte nicht mehr. Der rote Teppich motiviert mich kein bisschen. Dann ist es geschafft. Ich bin im Ziel. Im Schatten sitze ich zehn Minuten auf dem Boden, um klarzukommen.
Wenn ich aufstehe, wird mir schlecht. Ich hole mir meine Medaille und etwas Zielverpflegung. Wasser, Salzbrezeln, Banane. Ich sitze viel. Nur langsam wird es besser. Aber ich habe wieder einen Marathon geschafft! Sogar schon den zweiten innerhalb von zwölf Monaten, gut 6,5 Jahre nach dem Krebs. Wie krass ist das denn!
Ich hole meine Sachen und fahre zurück ins Hotel. Während ich dusche, fängt es an zu regnen. Na toll. Alle Taxis sind ausgebucht. An der Rezeption bekomme ich einen Regenschirm aus der Fundgrube geschenkt. Ein versöhnlicher Abschied.
Meine großzügige Planung macht sich weiter bezahlt. Ich habe genug Zeit, um zum Bahnhof zu schleichen und mir etwas zu Essen zu besorgen. Am Bahnsteig vernehme ich den Hinweis nach der geänderten Wagenreihung und stelle mich wie befohlen in den Abschnitt G. Bei der Einfahrt des Zuges rauscht mein Wagen aber direkt an mir vorbei und hält in Abschnitt B. Fluchend und zeternd treibe ich meinen geschundenen Körper an das andere Ende des Bahnhofs. Dafür möchte ich von der Deutschen Bahn bitte auch eine Medaille bekommen.
Aber der Zug fährt pünktlich ab und kommt auch pünktlich in Düsseldorf an. Um 22 Uhr bin ich im Hotel und falle bald tot ins Bett.
Montag: Die Goldenen Blogger 2023

Es folgt das aufregendste Event der Reise. Die Nacht war so mittel. Die schmerzenden Beine haben mich oft wachgehalten, doch ich stehe halbwegs fit und entspannt auf. Vom organisierten Mittagsprogramm mit Stadtführung und Lunch melde ich mich ab und verbringe die Zeit nach dem exzellenten Frühstück wieder in der waagerechten. Ich habe weiterhin mit Übelkeit zu kämpfen, wenn ich mich bewege. Ich wage einen kurzen Spaziergang auf der Königsallee, doch das Wetter ist so mies, dass ich bald sage: „Tschö mit Kö“, und mich im Hotel langsam auf die Gala zur Preisverleihung der Goldenen Blogger 2023 vorbereite.
Nachmittags geht es mit dem Shuttlebus zum Sektempfang. Ich lerne den Graslutscher kennen und Frankys Blog und Nimmersatt. Kurz darauf dann Große Köpfe, die mit mir zusammen in der Kategorie „Tagebuch/Real Life“ nominiert sind. Verdammt, sind die sympathisch. Es wird ein schöner Abend.
Highlights: Große Köpfe, Jörg Dräger, Vassili Golod
Während der Gala sitzen wir nebeneinander auf den unbequemsten Stühlen der Welt. Wir werden auf die Bühne geholt und lernen erst dort oben Herzbruch kennen, die als dritte mit uns nominiert ist. Ich darf kurz von meinem Marathonerlebnis erzählen und bekomme Applaus. Dann die Verkündung: Gewonnen haben Große Köpfe. Ich gönne es ihnen von Herzen. Kurz finde ich es schade, weil ich wirklich viele Menschen für die Abstimmung gewinnen konnte und viele Nachrichten bekommen habe, aber Alu und Konsti sind tolle Menschen mit einer bewundernswerten Herangehensweise an die Lkw-Ladungen schwerer Steine, die auf ihrem Weg liegen und ich kann gar nicht anders, als mich mit ihnen zu freuen. Und ich freue mich ganz allgemein, dass hier eine Trophäe vergeben wird, die einen Penis hat, denn das passt super zum Thema Peniskrebs, dem ich mich ja seit einigen Jahren widme.
Die Gala ist super. Zumindest wenn der Ton funktioniert. Coremy und Grillmaster Flash machen Musik und die übrigen Preise werden verliehen. Jörg Dräger ist der Knaller und Aria Addams überstrahlt alles. Mein Highlight ist die Live-Schalte zu Vassili Golod in die Ukraine. Den Preis in der Kategorie „Journalismus“ bekommen leider andere.
Nach der Gala reißen sich alle um die Currywurst. Ich schnappe mir einen auf mich wartenden Hot Dog. Mit Getränken und Gesprächen vergeht die Zeit wie im Flug. Ich muss oft von meinem Marathon erzählen. Und ich treffe einen Stevan mit „v“. Faszinierend. Zurück im Hotel bekomme ich dann endlich noch mein Foto mit Jörg Dräger. Ich bin spät im Bett. Was war das für ein toller Abend! Ich habe keinen Preis bekommen, aber trotzdem so viel gewonnen.
Dienstag: HPV-Ausstellung in Mannheim

Es folgt der Tag mit dem Herzensprojekt. Unsere Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“ ist mittlerweile eineinhalb Jahr unterwegs und aktuell firmenintern bei der Continentalen Versicherung in Mannheim zu sehen. Zur virtuellen Eröffnung sind Yvonne und ich eingeladen worden, ein paar Worte zu sagen und unsere Geschichten zu erzählen.
Und so muss ich nach der Verleihung der Goldenen Blogger die Anspannung noch etwas aufrecht erhalten, um bei meinem Herzensprojekt voll da zu sein. Nach dem Frühstück sitze ich also noch eine Stunde im Hotelzimmer in Düsseldorf und berichte vielen interessierten Menschen in Mannheim von meiner Krebserkrankung, den Sorgen und Schwierigkeiten, aber auch den positiven Erfahrungen und dem Happy End. Natürlich muss ich wieder meinen Marathonlauf erwähnen. Das zieht sich so durch.
Gut vorbereitete Online-Veranstaltung
Yvonne und ich treffen auf ein interessiertes Publikum und eine wissbegierige Mitarbeiterin des internen Gesundheitsmanagements, die gut vorbereitet und mit vielen Fragen durch die Veranstaltung leitet. Und so geht auch dieser einstündige Online-Termin, der bereits lange vor dem Marathon und dem Goldenen Blogger feststand, sehr erfolgreich zu Ende. Ich mag die digitalen Möglichkeiten.
Und dann ist plötzlich alles vorbei. Marathon gelaufen, Goldenen Blogger gewürdigt, über HPV aufgeklärt. Ich packe zusammen, checke aus und bin kurz darauf am Bahnhof. Mit einer Stunde Verspätung bin ich abends wieder zu Hause und feiere das Wiedersehen mit meiner Familie bei Gyros und Pommes. Meine kleine Tochter erzählt von ihrem Highlight des Wochenendes: Sie ist Trampolin gesprungen.
[…] >> Zur Shortlist der Goldenen Blogger 2023>> Mein Nachbericht zum Goldenen Blogger 2023 […]
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[…] Laufkleidung. Natürlich habe ich unzählige Laufhosen und Laufshirts im Schrank. Doch für meinen zweiten Marathon in Hamburg habe ich mir nichts besonderes gekauft. Bei der Anmeldung habe ich mir lediglich das Event-Shirt […]
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