Der Zauber von Oslo (10:00)

Norwegen ist eigentlich gar nicht so weit weg von Deutschland. Wer in Erdkunde aufgepasst hat, der weiß natürlich, dass Norwegen kein direktes Nachbarland ist, doch durch die direkte Fährverbindung zwischen Kiel und Oslo rückt das skandinavische Land ganz nah an die Bundesrepublik heran.

Kreuzfahrer für eine Nacht

Entspannte 20 Stunden dauert die Überfahrt, bei der der Neuling auf diesem Gebiet einen Hauch Kreuzfahrtluft schnuppern kann. Das Angebot an Bord des 250 Meter langen Schiffs reicht von Shopping- und Restaurantmeile über Fitnessraum und Casino bis hin zum Erlebnisbad. Wer möchte, der kann sich nach dem Abendessen sogar noch eine Musicalshow antun, bevor er sich in der ausreichend großen Kabine von den Motorenvibrationen in den Schlaf wiegen lässt.

Pünktlich um 10 Uhr vormittags erreicht die Fähre Norwegens Hauptstadt Oslo. Vom Anleger bis in die Innenstadt sind es zu Fuß ca. drei Kilometer. Wer fit genug ist und seine Frischluftreserven nach dem Fährenmief wieder auffüllen möchte, für den ist der Fußweg eine günstige Alternative.

Das Königsschloss von Oslo

Für einen Städtetrip nach Oslo empfiehlt sich ein zentral gelegenes Hotel, z.B. in der Nähe des Hauptbahnhofs oder des Opernhauses. Der Hauptbahnhof „Oslo sentralstasjon“ bietet einen guten Ausgangspunkt für eine erste Erkundungstour in Oslo. Direkt gegenüber des historischen Teils des Bahnhofs beginnt die „Karl Johans gate“, die zentrale Shopping- und Flaniermeile der Stadt. Nach einem gemütlichen Spaziergang endet die Straße am Königsschloss (siehe Titelbild). Dort wird jeden Tag um 13.30 Uhr sehr theatralisch die Wachablösung zelebriert. Zum Einsatz kommen Spielmannszug, Reiterstaffel und marschierende Wachleute. Ganz nett. Und vor allem umsonst. Und etwas königliches Flair nimmt man als deutscher Tourist doch auch gerne mal mit. Nach der Wachablösung kann man sich im kleinen Schlosspark noch kurz die Beine vertreten, aufgrund der überschaubaren Größe dauert das aber auch nicht allzu lange. Kleines Schloss mit kleinem Park, mehr braucht die königliche Familie für ihre City-Filiale anscheinend nicht.

Oslos markantes Rathaus

Der neue Stefan Kübler und das Rathaus von Oslo.
Brutale Architektur am Rathaus von Oslo.

Wer möchte, der kann anschließend noch weitere Sehenswürdigkeiten in Oslo ansteuern. Von der „Karl Johans gate“ zweigt beispielsweise die „Roald Amundsens gate“ ab, die den Besucher direkt zum markanten Rathaus der Stadt führt. Der wuchtige Backsteinbau mit den brutalen Architekturmerkmalen der 1920er-Jahre kann auch von innen kostenlos besichtigt werden. Zu sehen sind unter anderem monumentale Wandgemälde in dem Festsaal, in dem jedes Jahr der Friedensnobelpreis verliehen wird, sowie der Edvard-Munch-Saal.

Die mittelalterliche Festung

Etwas mehr Zeit sollte auch für die Erkundung von „Akershus festning“ eingeplant werden, der historischen Festung, die auf einer Anhöhe am Hafen thront. Die mittelalterliche Anlage ist vom Osloer Rathaus nur wenige hundert Meter entfernt. Die gut erhaltene Festung ist Sehenswürdigkeit, Veranstaltungsraum und Erholungsgebiet zugleich. Ein lebendiges Museum, das in Teilen bis heute militärisch genutzt wird. Wer die Anlage im Süden durch den kleinen Zugang am Kreuzfahrtterminal betritt, der verlässt sie durch den Ausgang im Norden und kann von dort aus gleich noch die kleine Altstadt im Stadtteil Christiania mit dem „Gamle Raadhus“, dem alten Rathaus, erkunden.

Ausflug zum Holmenkollen in Oslo

Der neue Stefan Kübler und die Skisprungschanze am Holmenkollen.
Ohne Schnee ist an der Sprungschanze am Holmenkollen nicht viel los.

Außerhalb des Stadtzentrums hat Oslo ebenfalls viel zu bieten. Wintersportfreunden ist der „Holmenkollen“ ein Begriff, das berühmte Zentrum für die nordischen Skisportarten mit der modernen Skisprungschanze im Mittelpunkt. Der markante Stahlkoloss thront gut sichtbar über der Stadt am Berg. Mit der U-Bahn-Linie 1 dauert die Fahrt von der Station „Jernbanetorget“ (direkt neben dem Hauptbahnhof) bis zum Holmenkollen ca. 25 Minuten. Der Weg zur Sprungschanze ist gut ausgeschildert. Die Besichtigung des Balkens ist gegen Eintritt möglich, allerdings nur in Verbindung mit dem dazugehörigen Skimuseum. Dafür bietet sich vom höchsten Punkt der Schanze ein toller Blick über Oslo sowie den Fjord und die angrenzende Landschaft.

Wer hier oben noch ein bisschen Nervenkitzel einschieben möchte, der kann für den Weg nach unten die Seilbahn nehmen. Wer es gemütlicher mag und das Geld lieber sparen möchte, der nimmt den Fahrstuhl zurück nach unten und erkundet anschließend das Biathlonstadion, die historische Holzkapelle und den steinernen Troll in der Nachbarschaft.

Besuch im Vigelandspark

Der neue Stefan Kübler und der Vigelandspark in Oslo.
Im Vigelandspark in Oslo stehen 212 Kunstwerke von Gustav Vigeland.

Auf dem Weg zurück ins Stadtzentrum empfiehlt sich ein Abstecher in den „Vigelandspark“. Hierzu muss die U-Bahn an der Station „Majorstuen“ verlassen werden. Der Rest des Weges kann zu Fuß oder mit der Tram (zwei Stationen) zurückgelegt werden. Der Vigelandspark ist eine beeindruckende Parkanlage, die zwischen 1923 und 1943 nach dem Vorbild barocker Schlossgärten angelegt wurde. Ausgehend von einer Mittelachse sind die verschiedenen Wegmarken symmetrisch angeordnet. Figurenalleen, Wasserspiele, Gartenbereiche und monumentale Skulpturen wechseln sich ab.

Das Besondere an dieser Anlage ist, dass sie ausschließlich mit den Figuren von Gustav Vigeland bestückt ist, einem der bedeutendsten Bildhauer Norwegens. Die 212 Steinskulpturen und Bronzeplastiken haben durchweg das Leben und den Lebenszyklus zum Thema. Die Darstellungen reichen von Geburt über Leben und Tod bis hin zu Familienszenen und Spielsituationen. Eine der bekanntesten Figuren ist der „Sinnataggen“, ein zorniges, mit dem Fuß aufstampfendes Kind. Offiziell gilt der Park als Gesamtkunstwerk als Teil des größeren „Frognerparks“.

Oslos modernes Opernhaus

Der neue Stefan Kübler und das Opernhaus von Oslo.
Wie ein gestrandeter Eisberg: das mit Marmor verkleidete Opernhaus von Oslo.

Oslo ist eine Hafenstadt, geprägt vom Fjord und den teilweise rauen Wetterbedingungen. Dementsprechend sollte die Erkundung der Wasserseite ebenfalls zum Besichtigungsprogramm in dieser Stadt gehören. Als Startpunkt eignet sich das neue Opernhaus am Hafenbecken „Bjorvika“ in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das moderne Gebäude aus dem Jahr 2008 ist eine ganzheitliche Sehenswürdigkeit. Hervorstechendstes Merkmal ist die Architektur, die sich dem Besucher vollständig erschließt, je näher er dem Bauwerk kommt. Von weitem bietet sich einem zunächst ein großer weißer Koloss mit glatten Oberflächen. Bei näherer Betrachtung – und vor allem Begehung, denn das Dach des Gebäudes ist über steile Rampen vollständig begehbar – erschließen sich dem Betrachter viele kleine Podeste und Unebenheiten, die dem Bauwerk den Anschein eines gestrandeten Eisbergs geben. Der Übergang vom Erdgeschoss zum Dach geschieht fließend. Der durchweg verbaute, leuchtend helle Marmor verleiht dem Konstrukt eine andauernde Reinheit, mit der auch die Eiskolosse rund um den Polarkreis in Verbindung gebracht werden. Wer sich auf dem Dach ein Stück vom Rand entfernt, hat tatsächlich das Gefühl, ohne Bezugspunkt zum Ufer auf dem Meer zu treiben. Nur der Blick auf die angrenzenden Hochhäuser des „Barcodes“ zerstören diese Illusion. Auch hier bietet sich ein toller Blick auf die Stadt.

An der Oper führt Oslos orange markierte Hafenpromenade entlang. Besucher können diese Linie abwandern und auf ca. neun Kilometern alles wichtige über Geschichte und Gegenwart des Hafenwesens in Oslo erfahren. Für einen Einblick reicht aber auch ein kürzerer Spaziergang. Richtung Westen führt der Weg um die Halbinsel „Akersneset“ mit der bereits erwähnten Festung herum. Dabei werden verschiedene Hafeneinrichtungen sowie die Gedenkstätten zur Judendeportierung und der Brandkatastrophe auf der Fähre „Scandinavian Star“ passiert.

Günstige Hafenrundfahrt in Oslo

Der neue Stefan Kübler und die Hafenrundfahrt in Oslo.
Die Hafenfähren steuern die bewohnten Inseln vor Oslo an, hier z.B. Hovedoya.

Erstes Zwischenziel sind die Bootsanleger im Hafenbecken „Pipervika“. Für eine kleine, aber unkommentierte Hafenrundfahrt kann man sich hier wunderbar in die Hände des öffentlichen Nahverkehrs begeben. Die Einzel- und Tagestickets des Verkehrsverbundes gelten auch für die Fährlinien zu den vielen kleinen Inseln im Oslofjord vor der Stadt. Je nach Linie dauert die Rundfahrt ab der „Radhusbrygge“ ca. 45 bis 120 Minuten. Dabei werden viele der kleinen, bewohnten Inseln wie Hovedoya, Bleikoya, Lindoya und Nakkholmen angesteuert.

Aker Brygge: Oslos Hafencity

Nach dem Anlegen kann der Weg Richtung Westen fortgesetzt werden. Vorbei am Nobel-Center geht es zu Fuß weiter nach Aker Brygge, dem wohl jüngsten Stadtteil von Oslo. Ähnlich wie die Hafencity in Hamburg ist dieses Quartier mit der Absicht entstanden, moderne Lebensqualität zwischen Hafen und Großstadt zu schaffen. Neben zeitgemäßer Wohnarchitektur gibt es hier ein kleinteiliges, aber umfangreiches Shoppingcenter und ein optisch hervorstechendes Kunstmuseum. Die Bewohner des Viertels haben mit viel Wasser nicht nur einen Liegeplatz für die Privatjacht vor der Tür, sondern an ausgewählten Stellen auch die Möglichkeit, selbst ins Wasser zu springen.

Mit einem dunkel gerösteten Kaffee und einer Rosinenschnecke in der einheimischen „Kaffe brenneriet“ endet die Erkundung von Oslo. Auch die norwegische Pizzabäckerei „Peppes Pizza“ kann sich sehen lassen. Ein letztes Mal fällt der Blick auf die große Sprungschanze am Berg. Ein letztes Mal wird der bemerkenswert späte Sonnenuntergang genossen, der den Himmel im Sommer auch um Mitternacht noch nicht vollständig verdunkelt hat. Die Fähre zurück nach Kiel startet am nächsten Tag um 14 Uhr. Am Ende liegen drei Tage und drei Nächte Oslo hinter uns. Dazu zwei Nächte auf hoher See. Perfekt für einen Kurztrip nach Oslo.

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