Ich hatte ja keine Ahnung! (Teil 2)

Das Kind, das uns seit einem halben Jahr mit seiner Anwesenheit beehrt, ist weiterhin gleichermaßen absolutes Glück, Quell der guten Laune und staunende Faszination. Im ersten Teil von „Ich hatte ja keine Ahnung!“ habe ich Dinge zur Sprache gebracht, von denen ich vorher absolut keine Ahnung hatte, wie sehr sie mich berühren würden. Wie konnte ich ahnen, dass ich mich plötzlich über Pipi und Kacke freuen würde? Eben! Und die Faszination hört nicht auf. Ganz oben steht weiterhin die Windel.

Aus Curry wird Marzipan

Der Inhalt der Windel ist weiterhin faszinierend. Nach der anfänglichen Currypaste sind wir nun bei kleinen Marzipankartoffeln angekommen, was mit dem Beginn der Beikost in Zusammenhang stehen dürfte. Letztens beim Wechseln der Windel ging die Fantasie mit mir durch und ich musste an Nibbler denken, das kleine, außerirdische Haustier von Leela aus Futurama. Der kleine Kerl scheidet tonnenschwere Dunkle-Materie-Kügelchen aus, die als Treibstoff für das Raumschiff verwendet werden können. Wirklich interessant, was da unten so abgeht. Demnächst geht es mit dem Abendbrei weiter. Ich bin gespannt, wie die Lieferungen dann aussehen werden.

„Beim Baby anhimmeln verhungert“

Das wird bald auf meinem Grabstein stehen, denke ich manchmal. Man kommt einfach zu nichts mehr, wenn ein süßes Baby bei einem wohnt. Nahrungsaufnahme, Toilettengänge und die Arbeit im Homeoffice werden zwangsläufig vernachlässigt. Das Baby lacht, das Baby dreht sich, das Baby gluckst. Und es guckt. Immer wieder. Betrete ich den Raum, verdreht es den Kopf in meine Richtung. Große Augen, kleines Kinn, und plötzlich ein breites Lächeln. Ich möchte nirgendwo anders sein. Ich brauche einen Secret-Service-Agenten mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr, der mir nach fünf Minuten auf die Schulter tippt und sagt: „Sie müssen zurück an den Schreibtisch, Sir.“

Plötzlich sind alle wieder schwanger

Tante, Nachbarin, Schwester: egal, ob die letzte Schwangerschaft zehn, 20 oder 50 Jahre her ist, in Gegenwart eines Neugeborenen ist sie plötzlich wieder präsent. Dann wird im inneren Kriegstagebuch geblättert und die Erlebnisse von damals werden wieder hervorgeholt. Die Schmerzen, die Wehen, die Nabelschnur. Dabei kenne ich die Frau vor mir in der Warteschlange gar nicht.

Leute glotzen unverhohlen in den Kinderwagen

Der mittägliche Spaziergang mit Baby zum Supermarkt gehört mittlerweile zum Alltag. Einkaufen müssen wir sowieso und die Kleine schläft tagsüber im Kinderwagen richtig gut. Wieso also nicht beides miteinander verbinden. Nach ein paar Minuten Fußweg wird innerhalb des Babytransporters friedlich geschlummert. Wir erreichen den Supermarkt. Fremde Frauen kommen uns entgegen. Sie würdigen uns keines Blickes, verrenken sich aber den Hals, um im Vorbeigehen einen Blick in den Kinderwagen werfen zu können. „Süß!“, sagen sie, schauen nur sich an und gehen weiter. Wie ich damit umgehen soll, weiß ich nicht. Richtig unverschämt finde ich das nicht. Ich kann es sogar etwas verstehen. Es ist doch toll, wenn den Menschen beim Anblick eines süßen, schlummernden Babys das Herz aufgeht. Aber ein bisschen komisch ist das schon. Vor allem, wenn die Eltern dabei ignoriert werden.

Ich verbringe jetzt viel Zeit auf dem Fußboden

Das Baby fühlt sich wohl, wenn es flach auf dem Rücken auf der weichen Spieldecke auf dem Wohnzimmerfußboden liegt. Dort ist viel Platz, dort kann es sich nach Belieben drehen und hin und her wälzen und ein Spielzeug ist auch immer in der Nähe. Allerdings möchte die Kleine dort unten nicht gerne allein gelassen werden und so liegt einer von uns eigentlich auch immer auf dem Boden. Aus der Ferne schaut mich das Sofa vorwurfsvoll an und versucht, mir seine kuscheligen Kissen und weichen Polster schmackhaft zu machen. Sorry Bro, vielleicht später. Ich bin hier unten mit Rassel und Schnuffeltuch beschäftigt. Der Vorteil unserer verstärkten Fußbodenaktivitäten ist, dass wir jetzt viel öfter staubsaugen als früher.

Bild: Pixabay/Pexels

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