…diese kleine Begegnung im Fahrstuhl: Nach meinem ersten Halbmarathon im vergangenen Jahr in Bremen war ich sehr froh, dass ich als Stammgast des Hotels, in dem ich untergebracht war, die Möglichkeit zum Late-Check-out nutzen durfte. So konnte ich am Nachmittag nach dem Zieleinlauf ganz entspannt im Hotelzimmer duschen und meine Sachen zusammenpacken.
Nach der Körperpflege begab ich mich auf den Weg in die Lobby und nutze dafür den Fahrstuhl. Die Türen wollten sich gerade schließen, da stürmte in letzter Sekunde ein älteres Ehepaar heran und begab sich dermaßen schwungvoll in die Kabine, dass es zwischen unseren Rollkoffern zu einer kleinen Karambolage kam.
„Na, noch so viel Energie nach dem Marathon?“, scherzte ich.
„Ach nein, ich bin dieses Jahr nur den Halbmarathon gelaufen“, antwortete der Mann, „und meine Frau hat nur zugeschaut.“
„Ich bin auch den Halben gelaufen“, sagte ich. „Zum allerersten Mal in meinem Leben.“
„Herzlichen Glückwunsch!“, antwortete er. „Ich habe erst mit 60 angefangen, Marathon zu laufen.“
„Also erst letztes Jahr“, versuchte ich erneut zu scherzen.
„Oh nein, das ist schon 15 Jahre her“, sagte er geschmeichelt, als er meinen als Scherz getarntes Kompliment erkannte. Und seine Frau ergänzte, dass sie bereits elfmal den Marathon absolviert habe.
„Wow“, entgegnete ich ehrfürchtig.
Mehr fiel mir in diesem Moment nicht ein, außer eine gehörige Ladung Respekt den beiden gegenüber zu entwickeln. Den Rest der Fahrstuhlfahrt verbrachten wir schweigend, ehe wir uns beim Aussteigen einen schönen Tag wünschten.
Mit 75 Jahren noch Halbmarathon zu laufen, gehört nun zu meinen Lebenszielen.
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