Wenn Kackhaufen kollidieren

Es ist unfassbar, mit was für Kackhaufen im Alltag man manchmal klarkommen muss. Und wenn zwei dieser Kackhaufen aufeinandertreffen, ist alles vorbei. Doch genau das ist mir letztens passiert. Und jetzt zweifle ich einmal mehr an der Überlebensfähigkeit dieser Menschheit…

Kackhaufen Nr. 1: Das vermaledeite Bollerwagendilemma

Als Familie finden wir seit einiger Zeit Gefallen an diesen faltbaren Bollerwagen. Das Kind ist nach gut fünf Jahren sowohl Kinderwagen als auch Buggy entwachsen und als logischer nächster Schritt in der Evolution bieten diese zusammenklappbaren Wunderwerke der Technik so manche Vorteile für unterwegs. Bei Ausflügen in den Zoo, den Freizeitpark oder an den Strand bekommt man dort alles verstaut, was man braucht: Taschen, Trinkflaschen, Jacken, Spielzeug – und bei akuten Erschöpfungsanfällen sogar das Kind.

Unser erster faltbarer Bollerwagen war ein Schnellschuss. Auf dem Weg in den Harz haben wir ihn damals spontan im Baumarkt besorgt. Aufgrund akuter Klapperigkeit musste nach mehreren Jahren jetzt aber ein neuer her. Und das sollte schwieriger werden, als erwartet.

Der erste Nachfolger war auch wieder ein Spontankauf, diesmal im Geschäft für Kinderbedarf, in dem wir eigentlich nur einen neuen Kindersitz fürs Auto kaufen wollten. Doch der Bollerwagen stand da so rum und sah gut aus, also packten wir ihn ein. Als wir ihn auspackten, folgte jedoch die erste Ernüchterung: Der Griff war kaputt. Also wieder zurück in den Laden und gegen einen neuen umgetauscht. Dieser offenbarte nach kurzer Zeit ebenfalls Mängel. Er schien irgendwie verzogen oder falsch zusammengeschraubt zu sein. Ein Rad eierte merklich und das ganze Gefährt zog permanent nach links. Diesmal brachten wir ihn endgültig zurück, ohne einen neuen mitzunehmen.

Den nächsten neuen bestellte ich dann online. Sah gut aus das Ding und hatte auch gute Bewertungen. Doch wieder offenbarten sich nach kurzer Zeit im Einsatz gravierende Missstände. An der Stelle, an der man den Griff in der Höhe verstellen konnte, waren die Schrauben so dermaßen vergnaddelt, dass man jedes Mal scharfe Kanten streifte, wenn man dort mit der Hand dran kam. Dazu kamen schlechte Verarbeitung von minderwertigen Materialien und eine merkliche Instabilität bei Kurvenfahrten. Absolut inakzeptabel bei diesem vergleichsweise hohen Preis. Die einzige Lösung war die Rückabwicklung des Onlinekaufs und die Recherche nach einer Alternative.

Mittlerweile haben wir einen tollen faltbaren Bollerwagen gefunden. Manchmal lohnt es sich, etwas mehr Geld auszugeben.

Kackhaufen Nr. 2: Die dramatische Paketdienstposse

Vor das Happy End unserer Suche nach einem neuen faltbaren Bollerwagen hatten unbekannte Mächte einen ungeahnt mächtigen Endgegner gesetzt: Die deutsche Paketlieferbranche. Was online bestellt wird und mit einem Paketdienst kommt, muss, wenn es reklamiert wird, wieder eingepackt und als Retoure bei einer Annahmestelle des jeweiligen Paketdienstes wieder auf den Weg zurück zum Absender gebracht werden. Bei dem großen gelben Paketdienst funktioniert das einwandfrei. Alle anderen können mich mal…

Der für die Rücksendung unseres ungenügenden, online bestellten Bollerwagens zuständige Paketdienst war leider nicht der große gelbe, sondern der große weiß-rote. Die nächste Annahmestelle für Retouren war in einem Technikladen untergebracht. Vor dem Geschäft holte ich das 14 Kilogramm schwere Paket aus dem Kofferraum und wuchtete es gut gelaunt in den Verkaufsraum.

„Ist das für den weiß-roten Paketdienst?“, fragte der Mitarbeiter. „Das kann ich momentan nicht annehmen. Hier stapeln sich schon die Pakete, das sehen Sie ja, und seit drei Tagen kommt der Fahrer nicht, um die abzuholen. Ich bin ständig am telefonieren, offenbar haben die da irgendwelche Schwierigkeiten und überhaupt…“

Ich verabschiedete mich und ging mit den 14 Kilo im Arm rückwärts wieder zur Tür hinaus.

Was nun? Eine Online-Recherche ergab, dass sich die nächste Annahmestelle einen Stadtteil weiter in einem Einkaufszentrum befand. Mit dem Paket vor der Brust passierte ich dort Kleiderständer mit Hosen und T-Shirts, bis ich auf eine staubsaugende Mitarbeiterin traf. Als ich ihr mein Anliegen nähergebracht hatte, betrachtete sie stirnrunzelnd das Paket.

„Also so große Pakete können wir hier nicht annehmen“, sagte sie.

Ich schaute mich in dem riesigen Laden um und fand auf Anhieb ein Dutzend Möglichkeiten, dieses Paket zu lagern.

„Meine Kollegin hat heute bereits zwei große Pakete angenommen und mehr passen nicht ins Lager.“

„Machen Sie mich nicht schwach“, entgegnete ich. „Was soll ich denn jetzt machen?“

„Da müssen Sie bei denen anrufen und sagen, dass die das abholen sollen.“

Fassungslos vor so viel Inkompetenz verließ ich den Laden wieder.

Sollte ich jetzt aufgeben? Auf keinen Fall! Ich recherchierte mir die nächste Annahmemöglichkeit für mein Paket aus dem Internet heraus und gab Gas. Mittlerweile war es Freitagnachmittag und die Stadt war voll von feierabendfeiernden und wochenendvorfreudigen Autofahrern. Aufgrund von Bauarbeiten konnte ich nicht direkt vor der Annahmestelle, einem kleinen Laden für alles mögliche, parken, sondern musste mein Auto rund 200 Meter entfernt abstellen und das 14-Kilo-Paket tragen. Das Paket wird dieses ereignisreiche Sightseeing bestimmt auch so schnell nicht vergessen, dachte ich.

„Hallo, Sie möchten das wohl loswerden“, begrüßte mich die Verkäuferin.

Beim Blick auf die Angaben zum Paketdienst runzelte sie die Stirn und ich war auf den nächsten Hammer gefasst.

„Die haben den ganzen Tag schon Probleme mit den Etiketten“, sagte sie.

Die haben noch ganz andere Probleme, dachte ich. Doch dann hatte ich Glück. Nach dem Einscannen des Retouren-Labels ging mit dem Etikett alles glatt und ich wurde mein Paket endlich los. Schönes Wochenende!

Trotz des positiven Ausgangs dieser Geschichte habe ich manchmal echt keinen Bock mehr auf diese Welt. Ich bin mir sicher, dass die Außerirdischen uns schon längst im Blick haben. Sie kommen aber nicht dazu, uns anzugreifen, weil sie immer noch mit Totlachen beschäftigt sind.

(Bilder: Kampus Production/Pexels, rolbol/Pixabay)

Ein Gedanke zu „Wenn Kackhaufen kollidieren

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..