Weihnachtsfeier mit Texter

Ich bin ein Textmensch. Durch und durch. Beruflich wie privat und von morgens bis abends. Ich jage Rechtschreibfehler, spüre doppelte Leerzeichen auf und kloppe schiefe Sätze gerade. Jeder Deppenapostroph treibt mir die Tränen in die Augen.

„Alles, was mit Buchstaben zu tun hat, ist bei mir richtig“, sage ich stets. Ich mag Buchstaben. Das ist die Wahrheit. Das Problem ist nur, dass die Leute mir dann auch alles mit Buchstaben geben.

Wenn es um Glückwunschkarten im Freundeskreis geht, bin ich die erste Wahl. Wenn uns die Bedienung im Restaurant darum bittet, im Internet eine positive Bewertung über das Restaurant zu schreiben, wird in meine Richtung verwiesen. Ich redigiere private E-Mails, Geburtstagseinladungen in WhatsApp-Gruppen und bisweilen sogar Texte aus den Arbeitsbereichen von Bekannten. „Kannst du da mal drüberschauen?“ Na ok…

In einem Freundeskreis, bestehend aus vielen ehemaligen Arbeitskollegen, habe ich irgendwann mal angefangen, Blogbeiträge über unsere Ausflüge und Partys zu schreiben. Ich sehe diese Menschen mittlerweile nur noch einmal im Jahr und so manches dieser historischen Aufeinandertreffen wollte ich schriftlich festhalten. So haben wir nicht nur das Ende unseres Unternehmens mit einer epischen Abschlussfahrt nach Lloret de Mar gefeiert, sondern treffen uns bis heute regelmäßig in der Adventszeit beim Griechen. So auch in diesem Jahr. Und wie so oft hieß es dann irgendwann: „Ich bin schon ganz gespannt auf deine Geschichte.“

Und da sitze ich nun und versuche, diesen Auftrag zu erfüllen. Fühle ich mich verpflichtet? Ein bisschen. Aber die erste Idee für einen Text keimte schon früh. Und sobald sich die ersten Sätze zu einem zarten Pflänzchen formen, will dann auch irgendwann der ganze Text geerntet werden. Macht das Spaß? Oh ja.

Ich könnte jetzt schreiben, wie toll das ist, dass wir uns nach all den Jahren immer noch treffen. Dass wir immer noch jedes Jahr unter den Heizpilzen auf der überdachten Terrasse beim Griechen sitzen und uns an Gyros mit Pommes überfressen. Dass es sich plötzlich wieder so anfühlt wie früher, wenn wir donnerstags das Schnitzelbüffet im Büro stürmten. Dass sich alle irgendwie verändert haben. Einige verheiratet sind, Kinder haben. Neue Jobs, neue Hobbys. Und sich dann doch irgendwie gar nicht verändert haben.

Ich könnte erzählen, wie wir dieses Jahr nach dem Essen auf der Suche nach einem Absacker in eine winzige Kneipe eingefallen sind, bei der sich die eine Hälfte von uns sicher war, dass es sich dabei um eine Schwulenbar handelte. Warum auch immer. Und ich könnte schreiben, wie wir uns alle schon voneinander verabschiedet hatten und dann doch noch gemeinsam die Partymeile gestürmt haben. Wie ich dann zu Fuß nach Hause gegangen bin, wie immer vorbei am alten Büro und die Stille um drei Uhr morgens genossen habe.

All das könnte ich schreiben. Aber… Nö. Beim nächsten Mal vielleicht. Fürs erste ist das die Geschichte für heute. Eine Geschichte übers Schreiben. Ist das ok? Mal sehen, was beim nächsten Mal passiert. Wenn es irgendwas mit Buchstaben ist, gib mal her, ich mach da was draus.

Frohe Weihnachten, ihr lieben Menschen!

Foto: RDNE Stock project/Pexels

2 Gedanken zu „Weihnachtsfeier mit Texter

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