Marathontraining im Sommer ist kacke. Doch wer einen Marathon im Herbst laufen will, beispielsweise den Berlin-Marathon, Frankfurt-Marathon oder München-Marathon, der muss dafür im Sommer trainieren. Und da ich ursprünglich solch einen Plan hatte, musste ich mich auf hartes Marathontraining im Juli, August und September einstellen.
Zu Beginn des Trainings für meinen nächsten Marathon ging ich davon aus, dass vor allem die sommerlichen Temperaturen die größte Herausforderung werden würden. Bei einem Marathon im September oder Oktober und einer Vorbereitungszeit von ungefähr drei bis vier Monaten plante ich für Juli und August diverse Langstrecken zwischen 20 und 34 Kilometer ein. Im Winter, bei Temperaturen meist im einstelligen Bereich, war diese Vorbereitung bisher immer aufgegangen. Doch wie würde ich bei 20 oder 25 Grad trainieren können? Bei hoher Luftfeuchtigkeit und hochstehender Sonne? Ich stellte mich darauf ein, für meine langen Trainingseinheiten an den Sonntagen besonders früh aufzustehen, um der großen Hitze am Mittag und Nachmittag zu entgehen.
Doch die Herausforderungen sollten ganz andere werden. Vor allem mein Garten, die Urlaubszeit und meine Gesundheit forderten mich in der Vorbereitung auf meinen nächsten Marathon. Organisatorisches kam dann noch obendrauf.
Mittelohrentzündung vermasselt mir den Saisonauftakt
Die Vorbereitungen für den Marathon im Herbst fingen im Kopf bereits im Frühjahr an. Ich wollte im Sommer nicht bei null anfangen und wie gewohnt immer mal wieder etwas trainieren und vor allem auch meinen traditionellen 10-Kilometer-Lauf im März beim Wasa-Lauf in Celle absolvieren. Schon dieses erste Ziel verfehlte ich, weil ich den Lauf aufgrund einer Mittelohrentzündung absagen musste. Anschließend bin ich lange nicht in ein regelmäßiges Training gekommen, weil sich im Frühjahr üblicherweise der Garten zu Wort meldet und gepflegt werden will. So verbrachte ich die ersten Wochen der Gartensaison beispielsweise mit der Montage eines Gartenhauses und der Pflege meines Hochbeetes. Ein bisschen Laufen war zwischendurch natürlich möglich, doch der Fokus wollte sich nicht so recht einstellen.
Ein großer Rückschlag für meine Motivation war dann die Absage, die ich vom Berlin-Marathon bekam. Ich hatte fest damit gerechnet, angenommen zu werden. Andere aus meinem Umfeld hatten das auch schon geschafft. Doch in diesem Jahr feierte der Marathon in Berlin sein 50-jähriges Bestehen und zu diesem Jubiläumslauf gab es wohl so viele Bewerbungen wie noch nie. Ich wurde nicht ausgelost und musste umplanen. Nun sollte es München werden. Dorthin fuhr ich sowieso jedes Jahr mindestens einmal, wieso nicht auch mal mit dem Marathon verbinden. Doch der nächste Dämpfer folgte prompt: Aufgrund von Bauarbeiten sollte der Zieleinlauf in diesem Jahr nicht im Olympiastadion sein. Na gut, ich plante trotzdem. Und bekam erstmal eine Erkältung.
Corona und Urlaub bringen Trainingsplan durcheinander
Mit einer richtig großen Herausforderung bei der Marathonvorbereitung im Sommer habe ich überhaupt nicht gerechnet: Der Urlaubs- und Ferienzeit. Zuerst waren wir selbst im Urlaub, dann kamen andere zu uns in den Urlaub. Zwischendurch wurden Geburtstage, Grillpartys und Schützenfeste gefeiert, Ausflüge gemacht und Eis gegessen. Dass ich das beachten musste, war mir zwar vorher klar, doch das Ausmaß der sommerlichen Aktivitäten hatte ich unterschätzt. Ich nahm längst nicht alles mit, doch komplett zurückziehen wollte ich mich auch nicht. Schließlich stehe ich auf den Sommer.
Und dann kam Corona nochmal vorbei und warf meinen Trainingsplan um weitere vier bis fünf Wochen zurück. Ich habe im Sommer meinen Trainingsplan so oft umgeändert, habe mit den Distanzen jongliert und aufgrund mehrerer Zwangspausen immer größere Kilometersprünge gemacht, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Doch bis zuletzt war ich motiviert und optimistisch. Nach einer misslungenen 25-Kilometer-Einheit ging ich es zwei Wochen lang etwas ruhiger an. Dann sollten es die 28 werden. Bei Kilometer 14 kam die Sonne raus. Bei Kilometer 22 wechselte ich in den Wanderschritt. Mein Wasser ging zur Neige. Eine freundliche Dame im Vorgarten half mir aus. Zu Hause angekommen traf ich die Entscheidung: Ein ganzer Marathon wird es in diesem Jahr nicht mehr werden.
Rückblickend betrachtet haben vor allem die Krankheitsphasen und die Urlaubszeit meine Marathonvorbereitungen durcheinandergebracht. Alles in allem habe ich einfach zu wenig und zu unregelmäßig trainiert. So war es mir nicht möglich, eine konstante Ausdauer, vor allem bei langen Trainingseinheiten aufbauen.
Halbmarathon in München mit neuer Bestzeit gelaufen

Statt des kompletten Marathons bin ich dann den Halbmarathon in München gelaufen. Neben der gedrosselten Vorbereitung war vor allem die Startzeit um 12.30 Uhr sehr angenehm. Mit einem E-Roller fuhr ich durch den Regen zum Start am Chinesischen Turm im Englischen Garten. Aufgrund der Rekordteilnehmerzahl ging es dort sehr beengt zu. Nach dem Start befand ich mich in einer viel zu schnellen Gruppe und ging das Rennen viel zu schnell an. Dazu kam das herausfordernde Streckenprofil mit zahlreichen Steigungen, Engstellen und rutschigen Straßenbahnschienen.
Doch irgendwann hatte ich mich gefunden. Die Passage durch die Münchener Innenstadt über Marienplatz und Odeonsplatz bescherte mir Gänsehaut und ein Grinsen im Gesicht. Dazu kam der Support meiner Boxencrew am Straßenrand. Eine große Herausforderung waren der letzte Kilometer und der Weg hinauf auf den Olympiaberg. Doch auf der Zielgeraden kam das Lächeln zurück und ich lief mit neuer Bestzeit über die Linie.
Die Entscheidung, es in diesem Jahr bei einem Halbmarathon zu belassen, war goldrichtig. Das Ergebnis mit einer um drei Minuten verbesserten Bestzeit auf den 21,095 Kilometern bestätigt das. Den Plan, einen Marathon im Herbst zu laufen, greife ich in ein paar Jahren vielleicht nochmal auf. Vielleicht laufe ich dann einen der großen Marathons, beispielsweise den in… ach, wer weiß das schon.
Bilder: marathon-photos.com
[…] nach einer langwierigen Mittelohrentzündung im Frühjahr, einer erneuten Coronainfektion sowie schwierigen Trainingsverhältnissen im Sommer hatten sich meine Pläne erstmal in Luft aufgelöst. Dafür hat unsere Wanderausstellung „HPV […]
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