Wie oft ich in den vergangenen Wochen im Baumarkt war, kann ich nicht mehr zählen. Dabei wollte ich einfach nur ein paar einfache Plastikkisten haben, in denen ich Aktenordner sicher im frisch renovierten Keller verstauen kann. Wie kompliziert kann das schon sein? Ab in den Baumarkt, passende Kiste kaufen, fertig.
Aber in dieser Angelegenheit hat mich der stationäre Einzelhandel mal wieder maßlos enttäuscht. In allen drei Baumärkten in meiner Nähe war einfach keine passende Plastikkiste zu finden. Keine einzige!
Ein handelsüblicher Aktenordner in klassischem Schwarz-Grau mit Metallbeschlägen zum Abheften gewöhnlicher DIN-A-4-Seiten ist 32 Zentimeter hoch. Die Kiste, die diesen Maßen am nächsten kam, hatte eine Höhe von 31,2 Zentimeter. Wer erfindet solch einen Mist!
In allen drei Baumärkten dasselbe Spiel: Mit einem Maßband in der Hand taperte ich durch die Regale, maß mal hier, maß mal da, verglich Preise, Volumen, Farben und Deckel. Und in keinem dieser Märkte wurde ich fündig. Ja wie soll man denn den Einzelhandel unterstützen, wenn überall nur derselbe Mist angeboten wird!
Doch noch gab ich mich nicht geschlagen. Noch wollte ich das Internet nicht gewinnen lassen. Eine Möglichkeit gab es noch: Das skandinavische Möbelhaus mit den vier Buchstaben.
Mein Maßband und ich machten uns auf den Weg. In der Haushaltsabteilung der schwedischen Einrichtungsallzweckwaffe wurde ich tatsächlich fündig. Es gab eine Plastikkiste im Sortiment mit passender Höhe und Breite. Und die Tiefe? 29 Zentimeter. Reichte das? Ich hatte mir 30 aufgeschrieben…
„Verzeihung, könnte ich mir mal Ihr Maßband ausleihen?“, hörte ich da plötzlich von der Seite. Ich blickte auf und schaute in das FFP2-maskierte, aber durchaus freundlich wirkende Gesicht eines Rentners.
„Gerne“, antwortete ich und reichte ihm das Messinstrument. Offenbar war der ältere Herr in ähnlicher Mission unterwegs. Auch er habe alle Baumärkte und Einrichtungshäuser abgeklappert und sei auf der Suche nach der passenden Kiste nicht fündig geworden, erzählte er mir. Ich spürte sofort eine gewisse Verbundenheit. Der gemeinsame Leidensweg hatte uns zufällig zum selben Zeitpunkt an diesen Ort geführt. Faszinierend.
Wie diskutierten noch eine Weile über den Sachverhalt und darüber, dass es ja nicht sein könne, dass man nirgendwo das passende findet. Wir beschlossen, der skandinavischen Plastikkiste eine Chance zu geben. Er lud sich gleich vier Stück auf den Einkaufswagen. Ich versuchte es zunächst mit zwei. „Viel Erfolg!“ Dann trennten sich unsere Wege wieder.
Noch eine Bratpfanne obendrauf, ein bisschen was fürs Kind und ab zur Kasse. Die Daim-Torte hatte ich mir jetzt echt verdient. Und was soll ich sagen: Der blau-gelb leuchtende Lösungsbringer aus dem hohen Norden Europas war genau die richtige Entscheidung für meine Bedürfnisse. Die Kisten passen perfekt. Demnächst werde ich mir noch weitere holen. Mal sehen, wen ich dann treffe.
Foto: cottonbro studio/Pexels