Mit dem Kinderwagen durch Venedig

Bei einem Urlaub in Italien gibt es mehrere Möglichkeiten für einen Ausflug nach Venedig. Wer seinen Familienurlaub östlich von Venedig verbringt, beispielsweise in Bibione, Caorle oder Jesolo, für den bietet sich eine Kombination aus Auto und Wassertaxi über den Hafenort Punta Sabbioni an. Weitere Anreisemöglichkeiten erläutere ich später.

Die Autofahrt von Bibione nach Punta Sabbioni dauert ungefähr 90 Minuten. Der Weg führt hauptsächlich über Landstraßen und durch Ortschaften. Die Straßenverhältnisse sind mittelmäßig. Außerorts darf man häufig nur 70 kmh, selten auch mal 90 kmh fahren. Ich vermute, dass die Autobahnmaut in Italien größtenteils nur in die Autobahnen gesteckt wird.

Anreise nach Venedig mit dem Wassertaxi ab Punta Sabbioni

Fahrgäste im Wassertaxi auf dem Weg nach Venedig.
Die Fahrt mit dem Wassertaxi von Punta Sabbioni nach Venedig dauert ca. 25 Minuten.

In Punta Sabbioni stellen wir das Auto auf dem Parkplatz direkt am Hafen ab. Das Tagesticket für den Parkplatz kostet sieben Euro. Wenige Schritte weiter gibt es zwei Möglichkeiten, um an Tickets für ein Wassertaxi nach Venedig zu kommen: Den Schalter und den Automaten. Am Schalter hätten wir einen persönlichen Kontakt für Nachfragen, doch die Warteschlange ist ziemlich lang. Ich entscheide mich für den Fahrkartenautomaten, das geht schneller. Eine einfache Fahrt mit dem Wassertaxi bis ins Zentrum von Venedig kostet rund zehn Euro pro Person. Kleine Kinder fahren umsonst.

Wir stellen uns an den Anleger der Linie 15 und warten nur wenige Minuten, bis das Boot kommt. Die Linie 15 verkehrt alle 30 Minuten zwischen Punta Sabbioni und Venedig. Wir hätten auch die Linie 14 nehmen können, die auf der Strecke allerdings einen Zwischenstopp in Lido einlegt und somit etwas länger unterwegs ist.

Wir steigen in das kleine Boot und setzen uns auf die Sitze unter Deck. Insgesamt passen hier vielleicht 30 bis 40 Personen hinein. Der Buggy findet auch seinen Platz.

Die Fahrt mit dem Wassertaxi nach Venedig dauert ungefähr 25 Minuten. Wir steigen an der Haltestelle „San Marco/San Zaccaria“ (Terminal A) an der Riva degli Schiavoni, der Promenade am Canal Grande aus. Terminal A befindet sich an der Kirche „Santa Maria della Pietà“. Von dort sind es 750 Meter bis zum Markusplatz.

Kinderwagenfreundliche Brücken in Venedig

Eine Brücke an der Promenade von Venedig.
Manche Brücken in Venedig sind mit komfortablen Rampen für Kinderwagen und Rollstühle ausgestattet.

Kommen wir mit unserer Tochter im Buggy überhaupt ohne Probleme durch Venedig? Hier soll ja viel los sein mit Menschenmassen in engen Gassen und vielen kleinen Brücken mit Treppenstufen. Wir sind gespannt und stellen uns darauf ein, den Kinderwagen oft tragen zu müssen.

Kurz nach unserer Ankunft in Venedig erleben wir aber eine positive Überraschung. Wir gehen vom Anleger „San Marco“ nach Westen und überqueren drei Brücken, bis wir am Dogenpalast ankommen. Schon die erste Brücke, die Ponte de la Pietà, ist mit komfortablen Rampen für Kinderwagen und Rollstühle ausgestattet, sodass wir mühelos vorankommen. Auch die beiden weiteren Brücken können wir so ganz bequem überqueren.

Wir lassen die ersten Eindrücke von Venedig auf uns wirken. Den Markusplatz lassen wir erstmal rechts liegen und gehen weiter geradeaus. Die Basilica di Santa Maria della Salute auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals kommt in Sichtweite. Doch so richtig nah kommen wir ihr nicht. Kurz hinter der Gartenanlage „Giardini Reali“ wird der Weg schmaler und wir stehen vor der ersten Brücke mit Treppenstufen. Wir entscheiden uns, umzudrehen. Kleiner Tipp: In dieser Ecke gibt es eine öffentliche Toilette.

Markusplatz und Rialtobrücke

Markusdom mit unzähligen Touristen in Venedig.
Der Markusplatz mit Markusturm und Markusdom bildet ein atemberaubendes Ensemble.

Wir kehren zurück zum Markusplatz, dem weltberühmten Platz, der das Touristenherz höher schlagen lässt. Das Ensemble aus Markusplatz, Markusdom und Markusturm hält uns in seinem Bann. Mit dem Kinderwagen haben wir hier viel Platz und unser Nachwuchs vergnügt sich barfuß in einer Pfütze. Was das für eine Bedeutung hat, werden wir später noch herausfinden. Ich begebe mich auf die Suche nach schönen Fotomotiven.

Nach einer halben Stunde gehen wir weiter. Wir schieben den Buggy durch das Tor des Uhrenturms in der nordöstlichen Ecke des Markusplatzes und folgen den Wegweisern zur Rialtobrücke. Jetzt wird es mit dem Kinderwagen schon etwas schwieriger. Die Gassen sind wirklich eng und die Besucherströme kennen kein Erbarmen. Bleiben wir auch nur kurz am Wegesrand stehen, verursachen wir einen Stau. Andersherum kommen wir an stehengebliebenen Personengruppen nur mit Mühe vorbei.

Unser Weg führt uns vorbei an der Kirche San Zulian, über die Ponte dei Bareteri (Treppenstufen), den Campo San Salvador und den Campo San Bortolomio – und plötzlich stehen wir vor der Rialtobrücke. Nebenbei frage ich mich, wozu es in dieser einzigartigen Stadt ein Hardrock-Café, einen H&M und ähnliches braucht.

Der Rialtobrücke nähern wir uns über eine Nebengasse. Die Seitenansicht finde ich interessanter als den Weg darüber. Ein bisschen Mitleid habe ich mit den Restaurantgästen, die am Ufer ihr Mittagessen mit Blick auf die Brücke genießen möchten und dabei ständig von Touristen angerempelt werden.

Über die Brücke laufen wollen wir dann doch. Die Rialtobrücke in Venedig ist berühmt, weil es sich bei ihr um eine mit Geschäften bebaute Brücke handelt. Wir müssen auch hier zahlreiche Treppenstufen bewältigen, doch der Blick von oben auf den Canal Grande und das Häuserpanorama ist wirklich schön. Nach einem kurzen Fotostopp steigen wir den gleichen Weg wieder zurück. Mit dem Buggy wollen wir sowenig Treppenstufen nehmen, wie möglich.

Im Buggy bleiben Kind und Gepäck trocken

Kinderwagen auf einem Platz in Venedig.
Bei einem Kurzbesuch in Venedig kommt man mit dem Kinderwagen eigentlich überall gut durch.

Nach diesem Kraftakt belohnen wir uns mit einem Eis in der Gelateria Cappuccino, deren Eiscreme leckerer ist, als es der einfallslose Name vermuten lässt. Anschließend setzen wir unseren Weg über die Riva del Ferro und Riva del Carbon südlich der Rialtobrücke fort. An der Ecke zur Ramo de la Salizzada entdecke ich einen freien Holzsteg, von dem aus ich einen freien Blick auf die Rialtobrücke habe und auch in die andere Richtung tolle Fotos machen kann. Hier kommt mir endlich das Venedig vor die Linse, das ich haben wollte. Ein Müllschiff vertreibt mich schließlich vom Steg. Es drückt einen Schwall Wasser auf den Weg. Kind und Gepäck bleiben Dank des mitgeführten Buggys trocken.

Der Weg am Canal Grande findet hier sein Ende und wir biegen ab. Über den Campiello della Chiesa gelangen wir auf den Campo Manin. An der Westseite dieses Platzes befinden sich zwei Brücken mit Treppenstufen, die wir nicht überqueren. Wir holen uns Pizza, setzen uns zu Füßen der markanten Bronzestatue und genießen die Atmosphäre mit Blick auf zwei farbenfroh ausgestattete Gondeln, die auf ihre nächsten Fahrgäste warten. Eine Fahrt mit der Gondel nehmen wir uns für unseren nächsten Besuch in Venedig vor. Wir sind uns nicht sicher, ob wir mit Kinderwagen in der Gondel überhaupt einen Platz gefunden hätten.

Seltenes Schauspiel im August: Markusplatz überschwemmt

Überschwemmung vor dem Markusdom in Venedig.
Nasse Füße auf dem Markusplatz – Im August ein seltenes Phänomen.

Auf dem Weg zurück zum Markusplatz erleben wir die nächste Überraschung: Aus den anfänglich kleinen Pfützen ist eine ausgewachsene Überschwemmung geworden. Für August ein ungewöhnliches Phänomen, wie ich später erfahre. Der Sciroccowind ist offenbar Schuld.

Der gesamte Markusplatz steht unter Wasser. Die Mitarbeiter der Cafés und Geschäfte stecken in Gummistiefeln und versuchen, das Wasser aus den Läden zu bekommen. In allen Zugängen zum Markusplatz steht das Wasser mindestens knöchelhoch. Viele Menschen nehmen die nassen Füße in Kauf. Wir suchen einen Umweg.

Die Zugänge an der Ponte del Cavalletto und der Ponte dei Dai sind dicht. Wir versuchen es wieder durch den Uhrenturm und finden eine trockene Passage. Es ist ein beeindruckendes Schauspiel. Überall steht Wasser. Es gibt nur wenige seichte Stellen, um trockenen Fußes am Markusdom vorbei zu kommen. In Trippelschritten geht es vorwärts. Der Buggy bahnt sich seinen Weg durchs Nass. Rechts und links stapfen die Ungeduldigen durchs Wasser, Schuhe und Socken in der Hand. Familien machen Erinnerungsfotos. Ein Mädchen dreht eine Pirouette im Wasser. Was für ein Schauspiel.

Wir gelangen halbwegs trocken ans andere Ende des Markusplatzes und machen uns langsam wieder auf den Weg zur Anlegestelle des Wassertaxis. Der Weg zurück nach Punta Sabbioni verläuft erneut reibungslos. Insgesamt waren wir fast fünf Stunden in Venedig. Mit dem Buggy kamen wir fast überall gut durch und die drei bis vier Situationen, in denen wir ihn über eine Brücke tragen mussten, waren zu verschmerzen. Für einen ersten Eindruck und einen schönen Familienausflug nach Venedig hat es sich wirklich gelohnt.

Anreisemöglichkeiten mit Auto, Wassertaxi und Zug nach Venedig

Die Anreise von Osten nach Venedig zusammengefasst:

  1. Mit dem Auto von Bibione nach Punta Sabbioni.
  2. Mit dem Wassertaxi (Linien 14 und 15) von Punta Sabbioni nach Venedig, Haltestelle „San Marco/San Zaccaria“.
  3. Zu Fuß durch die Stadt.

Andere Wege nach Venedig:

  • Von Westen nach Venedig: Anreise mit dem Auto über die Brücke bis in den nordwestlichen Teil der Altstadt am Hafen. Autos können auf einem günstigen Parkplatz oder in einem teuren Parkhaus (bis 35 Euro pro Tag) abgestellt werden. Für den Weg von dort bis zum Markusplatz sollte man eine gute Stunde zu Fuß einplanen oder die Fahrpläne der Wassertaxis studieren.
  • Mit dem Zug nach Venedig: Im nordwestlichen Teil der Altstadt befindet sich auch der Bahnhof von Venedig. Es fahren auch Züge beispielsweise aus Bibione nach Venedig, eine wirkliche Zeitersparnis gegenüber der Anreise mit dem Auto ist das jedoch nicht. Zur Erkundung der Stadt bieten sich ebenfalls Fußweg und Wassertaxis an. Direkt am Bahnhof befindet sich eine Anlegestelle.
  • Ein geführter Ausflug nach Venedig: Von vielen Urlaubsorten in Norditalien werden geführte Ausflüge nach Venedig angeboten, beispielsweise mit dem Bus oder der Fähre. Nachteil ist, dass man sich an feste Abfahrtszeiten halten muss und dadurch weniger flexibel ist. Auch bieten solche Ausflüge meist keine Zeitersparnis. Ein Vorteil ist, dass man keinen Parkplatz suchen und Parkgebühren zahlen muss. Auch kann eine Fahrt mit der Fähre sehr reizvoll sein. Und eine Reiseleitung hat mitunter interessante Infos parat.

2 Gedanken zu „Mit dem Kinderwagen durch Venedig

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