„Entschuldigung, können Sie mir sagen, ob es auf dem Weg in diese Richtung viele Treppen gibt?”

Den jungen Mann mit Sonnenbrille, der mich das gerade gefragt hatte, schaute ich an und überlegte kurz.

„Nein, dort sind keine Treppen”, antwortete ich. Ich konnte das mit Bestimmtheit sagen, denn von dort kamen wir gerade. Dann, nach einer kurzen Pause, fragte ich zurück: „Sind dort viele Treppen?” und zeigte in die andere Richtung, in die wir gerade gehen wollten.

„Oh ja”, sagte er. „Teilweise ganz schön gefährlich!”

„Gut zu wissen, vielen Dank!” Wir verabschiedeten uns voneinander.

Ein ganz normales Gespräch zweier Familienväter im Ausland war das. Mein Gegenüber hatte mich auf Englisch mit Akzent angesprochen. Auf dem Arm trug er ein kleines Kind, während seine Frau hinter ihm einen Kinderwagen schob. Ich selbst war ebenfalls mit Kind und Frau unterwegs, dazu allerdings mit einem Bollerwagen.

Tagesausflug von Porec nach Rovinj

Im Urlaub in Kroatien hatten wir uns für einen Tag Rovinj als Ausflugsziel ausgesucht. Von unserem Urlaubsort Porec war es zwar nur 35 Kilometer entfernt, durch die bergige Landschaft mit Geschwindigkeitsbegrenzungen auf teilweise 50 kmh dauerte die Fahrt mit dem Auto aber fast eine Stunde. Ein paar Minuten kamen noch hinzu, weil der zentral gelegene Parkplatz „Valdibora” offenbar der beliebteste war und dadurch ein ordentlicher Stau entstand.

Auf dem Parkplatz fanden wir aber schnell eine freie Lücke. Der faltbare Bollerwagen war im Nu startklar und so machten wir uns auf den Weg Richtung historische Altstadt von Rovinj. Der Parkplatz lag direkt am Hafen und nach ein paar Metern die Kaimauer entlang bekamen wir den ersten Blick auf die dichtbebaute Altstadt mit ihrem markanten Kirchturm in der Mitte.

Ohne Treppen hoch bis zur Kirche der heiligen Euphemia

Die Altstadt betraten wir durch eine schmale Gasse am Markt auf der Ostseite, die uns auf die Straße „Vladimara Svalbe” führte. Dort folgten wir den Wegweisern Richtung Kirche der heiligen Euphemia und waren fasziniert von den engen Gassen und hohen Häusern. Mit dem Bollerwagen rollten wir über ähnliche Pflastersteine wie in der Innenstadt von Porec. Das Vorankommen war etwas mühsamer, weil die Wege teilweise recht steil und das Pflaster sehr grob war, aber alles in allem kamen wir gut zurecht. Treppen hatten wir dort nicht zu bewältigen.

Und so kamen wir nach gut 60 gemächlich gegangenen Minuten oben auf dem Berg vor der Kirche der heiligen Euphemia an. Kurze Verschnaufpause im Toilettenhäuschen und dann ab auf den Turm. Den Bollerwagen ließen wir mit einem Fahrradschloss gesichert zurück, während wir die abenteuerliche Treppe hinauf auf den Kirchturm stiegen. Wie das immer so ist bei diesen engen alten Gemäuern, mussten wir auf Gegenverkehr aufpassen und unsere Schritte vorsichtig setzen, doch selbst unsere fünfjährige Tochter meisterte den Aufstieg perfekt. Oben wurden wir mit einem tollen Ausblick auf das schöne alte Rovinj belohnt.

Zurück auf dem Boden gönnten wir uns ein Eis in dem rustikal angelegten Mini-Café mit großem Außenbereich kurz unterhalb der Kirche. Anschließend kam es zur eingangs geschilderten Begegnung mit dem ausländischen Pärchen. Dankbar für dieses neue Wissen änderten wir unsere Route und gingen einen anderen Weg weiter als geplant.

Altes Stadttor „Porta Balbi”

Eigentlich hatten wir die Kirche einmal umrunden und dann über die „Grisia” wieder zurück Richtung Hafen laufen wollen. Nun schwenkten wir um und schoben unseren Bollerwagen über „Bregovita” und „Sv. Kriza” am Wasser entlang, bis wir zur Promenade südlich der Altstadt gelangten. Dort konnte ich auch endlich einen Blick auf die „Porta Balbi” werfen, das alte Stadttor, das sich etwas unscheinbar in einer Gasse am Maršala-Tita-Platz befand.

Auf dem Weg zurück zum Auto legten wir zwei weitere wichtige Stopps ein: Den ersten im Souvenirshop, den zweiten am Spielpatz in der Nähe des Hafens neben dem Denkmal für die gefallenen Soldaten. So war hier für jeden kulturellen Geschmack etwas dabei. Auf dem Rückweg hatten wir keinerlei Verkehrsprobleme und so konnten wir abends im Hotel in Erinnerungen an diesen schönen Tagesausflug von Porec nach Rovinj schwelgen.