Meine verrückte Reise zurück in die 90er

Das letzte Mal eine Telefonzelle benutzt habe ich vor sieben Jahren. Ich war im Frühjahr 2018 gerade auf dem Weg nach Rostock, um an der Uniklinik Untersuchungsergebnisse nach meiner dritten Krebsoperation zu besprechen. Mitten auf der Autobahn fiel mir ein, dass ich besser erstmal dort anrufen und fragen sollte, ob die Ergebnisse überhaupt schon da waren. Nicht dass ich mich umsonst auf die Drei-Stunden-Reise begab, weil sich die Ergebnisse entgegen aller Absprachen verzögerten.

Aus irgendeinem Grund ging das Handy nicht. Nirgendwo hatte ich Empfang. Später erfuhr ich, dass der Mobilfunkanbieter Schuld war. In einer Raststätte kurz vor Hamburg schaute ich mich nach einem öffentlichen Telefon um. Fehlanzeige. Was ich jetzt brauchte, war eine Reise zurück in die 90er-Jahre.

Reichen 2,70 Euro für einen Anruf in Rostock?

Draußen auf dem Parkplatz erspähte ich eine Telefonzelle. Keine gelbe, aber immerhin eine alte weißgraue mit dem magentafarbenen Streifen. Ein kurzer Kassensturz in meinem Portmonee ergab ein Barvermögen von 2,70 Euro. Reichte das für einen Anruf in Rostock?

Die Telefonnummer der Urologischen Abteilung der Uniklinik Rostock hatte ich noch im Handy. Ich warf die erste Münze in den Schlitz und wählte. Während ich mit der freundlichen Dame am anderen Ende sprach, ließ ich die Guthabenanzeige nicht aus den Augen. Die Dame musste kurz im System schauen. Und dann noch irgendwo Rücksprache halten. Das dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Das nächste Kleingeld kullerte in den Schlitz.

„Alles gut, die Ergebnisse sind da“, verkündete mir die Dame aus Rostock kurz darauf. Aufatmen. Vielen Dank. Reise fortsetzen.

In Rostock lief dann auch alles gut. Die Ergebnisse waren negativ. Kein neuer Krebs. Ich hatte darüber berichtet.

Wahrscheinlich waren es die denkwürdigen Umstände, die mich genau wissen lassen, wann mein letztes Mal in einer Telefonzelle gewesen ist. Warum ich gerade jetzt an Telefonzellen denken muss? Keine Ahnung. Vielleicht ist es meine derzeitige Nostalgiestimmung. Viele Dinge jähren sich gerade zum 25. oder 30. Mal.

Hobby als Kind: Auslandsauskunft anrufen

Telefonzellen gab es früher überall. Ich weiß noch, wie wir es als Kinder total aufregend fanden, von einer Telefonzelle aus die Auskunft anzurufen und nach internationalen Vorwahlen zu fragen. Die Auslandsauskunft konnte man nämlich umsonst anrufen. Und dann stellten wir Fragen wie „Können Sie mir die Vorwahl von Kolumbien sagen?“ Oder: „Can I have the number of Ireland?“ – „Northern Ireland?“ – „Oh… yes, please…“ Ich war zwölf Jahre alt und voll stolz darauf, eine Konversation auf Englisch führen zu können.

Telefonkarten hatte ich später auch. Meistens die langweiligen, weißgrau mit dem magentafarbenen Streifen, so wie die Telefonzellen. Mit einem Guthaben von 10 oder 20 Mark, das man abtelefonieren konnte. Gesammelt habe ich die langweiligen Karten trotzdem, wenn sie leer waren. Und ein paar mit besonderen Motiven hatte ich auch. Welche, weiß ich nicht mehr. Aber manche Karten wurden zu begehrten Sammlerstücken. Menschen legten sich ganze Alben an und tauschten. Ähnlich wie bei Briefmarken oder Aufklebern. Was aus denen wohl geworden ist? Also den „wertvollen“ Telefonkartensammlungen…

So, genug Nostalgie für heute. Obwohl: Mir kommen gerade die Schokoriegel von früher in den Sinn. Kennt ihr noch Ritter Sport Balloon..?

(Bild: Pixabay)

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