„Nach der Hochzeit macht man ja eh nicht mehr so viel zusammen.“ Dieser Satz wurde meiner Frau und mir entgegengeschmettert, als wir vor zehn Jahren auf der Suche nach Eheringen waren. Wir besuchten gerade eine Hochzeitsmesse in Hamburg. Kleid, Auto, Band, Deko – alles, was relevant für eine bombastische Hochzeitsfeier sein könnte, konnte man sich hier anschauen und sich inspirieren lassen. Natürlich auch Eheringe.
Das Angebot an Eheringen war üppig. Mit Stein, ohne Stein, verschiedenfarbige Metalle, dick, dünn, als Tattoo – alles war dabei. Wir hatten nur ungefähre Vorstellungen von unseren Traumringen. Nicht zu protzig, vielleicht aus Weißgold, mal schauen.
Beim Bummel durch die Messehalle blieben wir an einem Stand hängen, der ganz besondere Ringe in der Auslage hatte. Sie sahen etwas anders aus, waren nicht so gleichförmig und irgendwie einzigartig.
„Die können Sie selbst machen!“, krähte uns eine Dame entgegen, die wie aus dem Nichts plötzlich auf der anderen Seite der Vitrine stand.
Wir blickten irritiert hoch.
„Ja, Sie haben richtig gehört! Bei uns können Sie Ihre Eheringe selber schmieden. Sie suchen sich Material und Stil aus, wir zeigen Ihnen das Schmieden und dann geht’s los!“
„Interessant…“, murmelten wir wenig überzeugend.
„Nicht wahr? Und auf diese Weise machen Sie beide vor der Hochzeit auch noch etwas schönes zusammen. Nach der Hochzeit macht man das ja nicht mehr.“
Was macht man nicht mehr?, fragte ich mich. Eheringe schmieden? Oder generell überhaupt irgendwas? Ich hoffte, dass meine Frau und ich nach der Eheschließung noch ganz viele Dinge gemeinsam unternehmen würden.
Aus Höflichkeit steckten wir einen Flyer der Goldschmiede ein und verabschiedeten uns. Später haben wir uns für andere Ringe entschieden. Welche, an denen wir nicht laienhaft mitbasteln mussten.
Der Spruch mit den Erlebnissen nach der Hochzeit begleitet uns aber seitdem und ist bei uns zu einem geflügelten Wort geworden. Wann immer wir jetzt vermeintlich tolle Dinge unternehmen, fällt diese Bemerkung.
Letztens erst, als unser Nachwuchs mal wieder Müsli zu seinem Lieblingsfrühstück auserkoren hatte, die mit Milch und Cerealien gut gefüllte Schüssel aber kurz darauf auf den Boden fiel und meine Frau und ich vor dem ersten Kaffee (!) und auf Knien auf dem Parkett herumrutschen und die Sauerei unter Zuhilfenahme einer halben Rolle Küchenpapier beseitigen mussten, da schauten wir uns an und sagten: „Von wegen macht man nach der Hochzeit nichts mehr zusammen!“
Die Ringverkäuferin auf der Messe hat so etwas damit wahrscheinlich gar nicht gemeint. Aber auch beim Dämmwolle rausreißen aus unserem alten Haus und während meiner Krebsbehandlung und dem gemeinsamen stundenlangen Warten im Krankenhaus hat uns dieser Spruch immer mal wieder ein Lächeln auf die Lippen und ins Gemüt gezaubert. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Ist nicht immer leicht, manchmal aber schon.
(Foto: Suzy Hazelwood/Pexels)